Strecke

Streckenverlauf

Bei unserer Grenzumrundung von Bayern handelt es sich um eine Erstbefahrung, das heißt, eine solche oder ähnliche Unternehmung hat vor uns noch niemand durchgeführt. Wir bewegen uns dabei, so oft wie möglich, direkt an der Grenze entlang, von Lindau aus entgegen dem Uhrzeigersinn. Die geografischen und situativen Gegebenheiten (Felswände,  militärische Sperrgebiete, etc.) erlauben es  gelegentlich nicht, direkt an der Grenze zu bleiben. Unsere Strecke verläuft derart, dass wir uns fast nie weiter als zwei Kilometer von der Grenze entfernen und meist halten wir uns näher als einen Kilometer von der Grenzlinie auf.

Das sportliche Anforderungsprofil ist enorm: Die Streckenlänge beträgt mehr als 2600 km, das ist weiter als von München nach Moskau. Der Höhenunterschied umfasst über 52000 Höhenmeter, mehr als bei der legendären Tour de France, dem härtesten Radrennen der Welt und ist vergleichbar mit einer fünfmaligen, kontinuierlichen Alpenüberquerung, dreimal mit dem Rad und zweimal zu Fuß. Das erwartet uns auf 45 Etappen zu Fuß, auf Mountainbikes und diversen anderen Fortbewegungsmitteln auf unbekanntem, oft naturbelassenem Terrain. Die intensive, sportliche Vorbereitungsphase hat schon begonnen und wird bis zum Start der Umrundung dauern.

Geplanter Ablauf

1. Vom Bodensee durchs Allgäu

Am Samstag, dem 25.7.2020 geht es vormittags direkt von Lindau aus los. Wir starten mit Mountainbikes am Lindauer Hafen und genießen noch einige flache Kilometer am Schwäbischen Meer, bevor es auf unserer Biketour hineingeht ins Gebirge, zunächst noch hügelig, dann immer steiler zum ersten Etappenziel in Aach bei Oberstaufen. Dort steigen wir vom Rad und schnüren für die Durchquerung der Allgäuer Alpen unsere Bergstiefel. Über den Hochhädrich und am Hochgrat vorbei verläuft die zweite Etappe unserer Bayernumrundung immer direkt entlang der Grenze zum Skiort Balderschwang. Nach Süden führt uns der Weg tags darauf in Richtung Hoher Ifen, entlang des karstigen Gottesackerplateaus und über das Toreck hinunter nach Oberstdorf im Kleinwalsertal. Die letzte Nacht im Tal, bevor es endgültig hinaufgeht ins Hochgebirge, über den Allgäuer Hauptkamm. Nach Besteigung von Söllereck, Fellhorn und Kanzelwand geht es über den Grat hinüber zur Fiderepasshütte, unserer ersten Übernachtung in alpinem Gelände, entweder als Biwak im Zelt, oder bei schlechtem Wetter auf der Hütte. Am nächsten Tag wartet mit dem Mindelheimer Klettersteig die erste Kraxelei auf uns. Der Eisenweg bringt uns zur Mindelheimer Hütte, die wir links liegenlassen, um nahe dem Haldenwanger Eck den südlichsten Punkt Bayerns zu passieren. Dann geht es ostwärts weiter zur Rappenseehütte. Die nächste Etappe verläuft auf dem vielleicht bekanntesten Wegabschnitt der Allgäuer Alpen, dem Heilbronner Weg, auf dem auch im Sommer häufig noch Schnee anzutreffen ist. Nach einem Abstecher auf den dritthöchsten Berg Deutschlands, der Mädelegabel, geht es hinunter zur Kemptner Hütte, in deren Nähe wir die dritte Übernachtung unserer Allgäu-Durchquerung verbringen. Tags darauf wartet eine schöne Grattour über Kreuzeck und Rauheck und vorbei an den pittoresken Eisseen hinüber zum Prinz-Luitpold-Haus am Fuße des Hochvogels, dem vielleicht schönsten Berg der gesamten Allgäuer Alpen. Nach der letzten Übernachtung bringt uns der Marsch entlang des Jubiläumswegs über Kugelhorn zum Geißhornsattel, bevor wir nach Überschreitung von Ponten, Bschiesser und Iseler hinunterwandern nach Oberjoch, dem Ziel des ersten Teilstücks unserer Bayernumrundung.  

2. Über die Zugspitze zum Watzmann

Nach unserem ersten Ruhetag in Oberjoch steigen wir am 3.8. gut erholt wieder aufs Bike. Ein kurzer Blick rechts hinein ins Tannheimer Tal, dann rollen wir gemütlich im Tal der Vils hinüber nach Füssen. Magisch angezogen von den Königsschlössern Hohenschwangau und Neuschwanstein verläuft der Pfad steil hinauf entlang der Pöllat, bevor uns auf der anderen Seite noch steiler hinab der Schützensteig zum Plansee führt. Zuerst an dessen Ufer, dann entlang von Pöllat und Isar führt uns der Weg und nach einem kurzen Abstecher zum Eibsee rollen wir hinunter zum Campingplatz nach Grainau, vor den Toren von Garmisch-Partenkirchen gelegen. Am nächsten Morgen geht es auf Deutschlands höchsten Gipfel, die Zugspitze. Vom Eibsee steigen wir über die Werstflanke der Zugspitze auf und erreichen auf halbem Wege die Wiener-Neustädter Hütte. Von dort geht es über den Stopselzieher-Klettersteig hinauf, bis schließlich der Gipfel der Zugspitze erreicht wird. Etwas weniger wild verläuft der Abstieg ins Reintal, wo uns die gemütliche Reintalangerhütte zur ersten Übernachtung auf dem zweiten Teilstück unserer Bayernumrundung einlädt. Das Reintal hinaus und dann rechts hinauf auf den Schachen – das ist die Anweisung im Roadbook am nächsten Morgen. Am Schachenhaus übernehmen wir wieder unsere Bikes und preschen hinunter zu unserem nächsten Etappenort, dem Bergsteigerdorf Mittenwald. Nördlich entlang des Karwendelgebirges führt uns unser dreizehntes Teilstück per MTB zum Sylvenstein-Stausee und weiter in Richtung Achensee, bevor wir links abzweigen und hinauffahren zur gemütlichen Gufferthütte, die uns für die nächste Übernachtung beherbergt. Durchs Rofangebirge biken wir am Morgen danach hinunter ins Inntal nach Kiefersfelden, wo wir auf Cityroller umsteigen, mit denen wir noch rund zwanzig Kilometer Flachstrecke im Inntal entlangrollen, bevor wir die lange Tagesetappe in Nussdorf am Inn beschließen. Kurz, aber steil gestaltet sich der vorletzte Tag des zweiten Teilstücks. Wir strampeln vorbei am Spitzstein zum Bergsteigerdorf Sachrang, dann südlich des Geigelsteins entlang hinunter nach Kössen und schon kurz darauf empfängt uns der mondäne Skiort Reit im Winkel. Noch einmal sitzen wir dann am letzten Tag  unseres Teilstücks im Sattel. Die Tour verläuft über das Skigebiet der Winklmoosalm hinunter ins Saalachtal nach Unken und Schneizelreuth, bevor uns der letzte Anstieg über Tauben- und Hintersee hineinführt in die Berchtesgadener Alpen nach Ramsau. Hier endet das zweite Teilstück unserer Grenzumrundung von Bayern und wir gönnen uns einen Ruheteg, und genießen den wunderschönen Blick zum gewaltigen Massiv des Hochkalters, hinter dem sich der zweithöchste Berg Deutschlands, der Watzmann, befindet.

3. Im Bann der Berchtesgadener Alpen

Berge, nichts als Berge, rings um uns herum auf dem letzten großen Teilstück entlang des deutschen Alpenhauptkamms. Der erste von vier harten Bergwanderungen in den Berchtesgadener Alpen führt uns vorbei am felsigen Gipfel des Hundstods über die Drießbachscharte zum Kärlinger Haus, wo wir unser Zelt aufschlagen. Die Tour am Tag darauf beinhaltet im ersten Abschnitt die Überschreitung des Toten Weibs und bietet Karstlandschaft vom Feinsten, bevor es über Almen und sanfte Grate hinübergeht zum Etappenziel, dem Carl von Stahl Haus. Gleich am nächsten Morgen stellt sich uns der Gipfel des Hohen Göll in den Weg, nach dessen Besteigung wir bald wieder in Voralpenlandschaft hinausgelangen und herrliche Fernblicke ins bayerische Tiefland genießen. Übers Rossfeld geht es hinunter in den Weiler Marktschellenberg, dem letzten Etappenort im alpinen bayerischen Gebirge. Der finale Anstieg am letzten Bergwandertag führt uns dann auf den Salzburger Hochthron und die Mittagsscharte. Nun ist es fast geschafft, denn der Pfad leitet uns nur noch bergab, wo wir schon unser lange ersehntes Etappenziel Bad Reichenhall vor Augen haben. Ein paar Stunden später ist es geschafft – nach drei Wochen und gut 27000 Höhenmetern haben wir den bayerischen Grenzverlauf entlang des deutschen Alpenkamms bezwungen und strecken vor unserem Zelt in Bad Reichenhall alle Viere von uns. Doch vor unserem nächsten Ruhetag stehen noch zwei Einzeletappen vor uns. Allerdings können wir uns dabei setzen: zunächst einmal auf die Sättel unseres Tandems, mit dem wir ziemlich flache 100 Kilometer an Salzach und Inn hinunterradeln und dabei einige schöne Städtchen passieren, unter anderem Freilassing und Laufen. Am Ende der Tandemstrecke erreichen wir unser Etappenziel Simbach am Inn. Am nächsten Tag radeln wir noch einige Kilometer mit dem Tandem, bevor wir umsteigen ins Kajak, ein fürwahr nicht ganz alltäglicher Wechsel der Fortbewegungsmittel. Der träge Inn und einige Tragepassagen sorgen am letzten Tag unseres dritten Teilstücks dafür, dass es uns in unserem Wasserfahrzeug nicht langweilig wird. Die Dreiflüsse-Stadt Passau empfängt uns am Ende des Tages. Mit dem Erreichen der Bischofstadt Passau ist das dritte Teilstück unserer Umrundung von Bayern beendet.

4. Durch den Bayerischen Wald

So wie das dritte Teilstück zu Ende gegangen ist, so beginnt der vierte Abschnitt unserer Grenzbefahrung: auf dem Wasser. Die Donau bringt uns im Kanadier entlang der Grenze nach Jochenstein, wo wir anlanden und wieder aufs Bike steigen. Nach fast fünfzig Kilometern und tausend Höhenmeter kommen wir in Breitenberg, unserem ersten Etappenort, am Rande des Bayerischen Waldes an. Von dort geht’s am nächsten Tag zur Sache: „Bike-und-Hike“ ist angesagt. Zuerst strampeln wir auf den Dreisessel, einen der höchsten Gipfel der Gegend, danach immer nach Norden bis zum Grenzübergang Buchwald, wo wir vom Rad steigen und weiterwandern. Jetzt betreten wir den Nationalpark Bayerischer Wald und steigen auf den Bergipfel des Lusen, dem beliebtesten Wanderziel der Region. Dort nächtigen wir am Lusenschutzhaus. Am kommenden Tag wandeln wir unmittelbar auf der Grenze entlang des Grenzsteigs bis zum Großen Rachel, dessen Gipfel wir als Abstecher mitnehmen. Danach nimmt uns der Grenzsteig bis beinahe zum Etappenende wieder auf. Am Schluss wenden wir uns nach Westen in Richtung Lindbergschachten. In einsamem Gelände geht es am nächsten Tag quer durch den dichten Wald des Nationalparks weiter. Kurz nachdem wir dem dunklen Grün entronnen sind, stehen wir auch schon in Bayerisch Eisenstein, dem Wintersportort direkt am Großen Arber, dem höchsten Berg im Bayerischen Wald, an dem die vierte Etappe dieser Teilstrecke endet. Die nächsten vier Tagesetappen sitzen wir wieder auf dem Bike. Es geht durch die Oberpfalz, immer rauf und runter. Über Furth im Wald, dem nachfolgenden Anstieg zum Großen Osser und viele kleinere Erhebungen führt der Pfad nach Georgenberg, von wo wir am Tag darauf über Stock und Stein nach Hohenberg an der Eger biken, wo wir das vorletzte Lager auf diesem Teilstück aufschlagen. Zunächst über Rolling Hills, dann beinahe eben, erreichen wir die sächsische Saale, an der sich unser Weg entlangschlängelt, bis wir uns am Ende dieses Streckenabschnitts einen Abstecher nach Bad Steben erlauben, wo wir die letzte Etappe beenden und uns im hiesigen Thermalbad von den Strapazen erholen. 330 km und fast 6000 Höhenmeter sind wir alleine in den letzten vier Tagen gebikt, so viel wie manch ein Alpencross…

5. Grünes Band und Frankenland

Immer auf dem Sattel unserer Mountainbikes geht es nach einem Ruhetag in Richtung Westen. Im Muschwitz- und Rodachtal treffen wir auf den Kolonnenweg, der entlang der ehemaligen innerdeutschen Grenze von der NVA (Nationale Volksarmee) der damaligen DDR angelegt worden ist. Er garantiert uns absolute Grenznähe, auch wenn er holprig und streckenweise schwierig zu fahren sein soll. Unser erstes Etappenziel ist Welitsch, das nahe an der Gedenkstätte zum Mauerbau in Heinersdorf gelegen ist. Weiter geht es am folgenden Tag, immer an der Grenze zu Thüringen entlang durch Oberfranken zum Heilbad Bad Rodach. Über die Hassberge führt uns die Strecke am nächsten Tag abwechslungsreich durch dünn besiedelte Kulturlandschaften nach Trappstadt in Unterfranken. Immer noch befinden wir uns an der ehemaligen innerdeutschen Grenze. Es wird zusehends hügeliger, denn am folgenden Tagesziel, dem kleinen Städtchen Fladungen, beginnt der Anstieg zur Rhön. Vorbei am Dreiländereck verlassen wir das Grüne Band und fahren über die Höhen der Rhön entlang der bayerisch-hessischen Grenze zum ehrwürdigen Staatsbad Brückenau im Tal der Sinn. Dort verbringen wir die Nacht, bevor wir uns am Morgen darauf die Nordic Cross Skates umschnallen, um entlang der Sinn und Jossa in unser nächstes Etappenziel in Frammersbach einzurollen. Quer durch den Spessart erreichen wir am nächsten Tag mit unseren Bikes Alzenau an der Kahl. Kurz vor dem hübschen Provinzstädtchen steigen wir auf Longboards um, mit denen wir endgültig in diesen Etappenort gelangen. Von dort aus  geht es wieder auf den Bikes weiter und es gibt noch einen hügeligen Nachschlag im Spessart, bevor es hinuntergeht an den Main zum westlichsten und zum tiefsten Punkt Bayerns. Am östlichen Rand des Odenwalds geht es weiter immer nach Süden und schließlich wieder hinunter nach Wörth am Main. Dort bleiben wir die Nacht und machen uns, immer noch bikend, auf zum Endpunkt des fränkischen Streckenabschnitts, nach Amorbach im Odenwald. Wir haben jetzt schon über 2000 km und mehr als 45000 Höhenmeter in den Beinen und ruhen uns einen Tag aus, um möglichst erholt den letzten Streckenabschnitt unserer Umrundung in Angriff zu nehmen.

6. Churfranken, fränkisches Weinland, Bayerisch Schwaben, Allgäu – Ziel!

Steil und anstrengend strampeln wir weiter von Amorbach durch Churfranken, bevor es wiederum hinuntergeht an die Ufer des Mains. Im nächsten Etappenort in Collenberg schnallen wir uns am kommenden Tag die Inlineskates an die Füße und rollen gemütlich am Mainufer entlang nach Homburg am Main. Dort geht es dann aufs Rennrad und nach einigen Kilometern in den Beinen legen wir einen Zwischenstopp im schönen Weikersheim ein. Danach wir begeben uns über die Frankenhöhe und beenden die Tagesetappe in Rothenburg ob der Tauber, einem der berühmtesten Etappenorte unserer Tour. Weiter geht die Fahrt in Richtung Süden, entlang der Wörnitz, bevor wir das Donauries erreichen und unsere Etappe in dessen Hauptstadt Nördlingen beschließen. Am Folgetag bringen uns unsere Rennräder zügig hinauf in die östlichen Ausläufer der Schwäbischen Alb, wo wir einen kurzen Abstecher ins gemütliche Örtchen Demmingen unternehmen, bevor es hinabgeht ins Donaubecken, wo wir uns nach gut hundert Kilometern in Neu-Ulm vom Rad schwingen, um dort Kraft zu tanken für die beiden letzten Tage unserer Umrundung. Von Neu-Ulm führt uns unsere Rennradstrecke zunächst sehr flach an den Ufern der Iller entlang, bevor wir uns von diesem lieblichen Flüsschen in westliche Richtung verabschieden. Das Terrain steigt merklich an, denn wir fahren hinein ins schwäbische Allgäu bis nach Kreuzthal, einem kleinen, idyllisch gelegenen Weiler. Der letzte Tag beginnt noch einmal auf dem Mountainbike, mit dem wir den über 1100 Meter hohen Schwarzen Grat erklimmen, um danach über Isny und Wangen Richtung Bodensee zu flitzen. Dort angelangt haben wir die Höhenmeter der Tour endgültig geschafft. Wir steigen in unser letztes Fortbewegungsmittel, das Tretboot, und strampeln nach 2605 km und fast 53000 Höhenmetern entlang der bayerischen Grenze hinüber zum Ziel unseres Unternehmens, in den sicheren Hafen von Lindau.